Für den Mittelpunkt der Vereinstätigkeit im Jahr 1932 kann wohl der Sängerwettstreit in Forst bei Bruchsal genannt werden, zu dem sich, gemäß dem Beschluss der Generalversammlung, die Aktivität angemeldet hatte. Das jährliche Gaufest, das nach dem Nachbarort Zaisenhausen fiel, machte weniger Kopfzerbrechen, da dies nur in kleinem Rahmen am Nachmittag vorgesehen war und dann auch ohne besondere Vorkommnisse im Juni verlief, wobei sich die Sänger ziemlich restlos beteiligten und der anschließende Frohsinn auch zu seinem Recht kam.
Stand auch für den besagten Wettbewerb in Forst nur die an sich kleine Zahl von 25 Sängern zur Verfügung, so war man sich doch darüber klar, dass auch eine kleine Zahl was zu leisten vermag, wenn der nötige Mut, gepaart mit Fleiß und Ausdauer, vorhanden ist. Zudem hatte man auch die Gewissheit, dass dem verehrten Dirigenten, Herrn Oberlehrer Buntru, ja selbst mancherlei Opfer nicht zu viel waren für das geplante Vorhaben. Diese Zuversicht sollte dann schließlich auch belohnt werden.
Als Preis-Chor wurde gewählt - „Fährmanns letzte Fahrt“. Die anfallenden Proben waren jeweils so besucht, dass man - mit wenigen Ausnahmen - wirklich zufrieden sein konnte. Auf dem am 6. März in Forst stattfindendem Delegiertentag wurde man dann gewahr, dass die Vereine von Ubstadt und Obergrombach als Konkurrenz in unserer Klasse in Betracht kamen. Eine Tatsache, die uns ein Ansporn war, mit dem nötigen Eifer die Sache zu obliegen.
Am 19. Juni fuhr man sodann bei herrlich schönem Wetter mit dem Omnibus nach Forst und bei der Ankunft waren wir dort schon sehnlichst erwartet, da man entsprechend der Einteilung unseren Verein als ersten zum Singen vorgesehen hatte. Knapp reichte es noch zu einer kurzen Probe und schon standen wir auf der Festbühne. Der Eindruck, den wir dann selbst hatten, nachdem unser Lied erklungen war, war ein guter und dass sich auch die Preisrichter diesem Eindruck anschlossen, zeigte sich darin, dass uns der 1. Preis in dieser Klasse zufiel, und zwar mit 16 Punkten Vorsprung gegenüber unserem Konkurrenten aus Obergrombach, nachdem Ubstadt sich nicht hat beteiligen können.
Die Stimmung, die nach der Preisverteilung in den Sängerreihen durchbrach, braucht hier nicht besonders erwähnt zu werden. Wohlbehalten kam man dann auch nach Hause.
Von da an gab es wie alljährlich eine Pause im allgemeinen Vereinsleben bis im August ein Gartenfest neue Anreizung gab. Dieses verlief dann auch in allen Teilen recht schön und den Schluss bildete ein Tänzchen im Adlersaal.
Nach den Herbstferien begannen von neuem die Proben und die Vorbereitungen für einen Unterhaltungsabend. Dieser war angesetzt auf den 1. Januar und verlief im Großen und Ganzen so, dass nichts zu wünschen übrigblieb. Auch das letzte Plätzchen war restlos besetzt und es ist anzunehmen, dass die Besucher voll auf ihre Kosten kamen. Im Mittelpunkt stand ein zeitgemäßes Theaterstück mit dem Titel „Mein Land Tirol“, wobei Spieler und Spielerinnen wirklich ihr Bestes gaben. Die Spieler, die sich zum Großteil aus aktiven oder doch aus Vereinsmitgliedern rekrutierten, seien selbstverständlich auch gedankt, doch sollen als besondere Anerkennung die Namen der Spielerinnen hier niedergeschrieben werden. Es sind dies: Anna Kugler, Maria Schmidt und Johanna Bertsch.
So kann man das abgelaufene Vereinsjahr ruhig bezeichnen als ein Jahr mit schönen Erfolgen, was auch darin sich ausdrückt, dass die aktive Sängerzahl auf 33 angewachsen ist.
Der Mitgliederstand nach der letzten Generalversammlung war 106, ausgetreten sind 12, eingetreten 9, somit ein Stand von 103 Mitgliedern.
Gemäß der Bestimmung, dass für 95 %igen Besuch der Proben ein Bier-Becher geschenkt wird, ist hier festgehalten: Proben waren es 39, 95% sind 37; mithin kommen in Frage: Aberle Otto, Schmidt Jakob, Schmidt Ernst (Glas siehe Vorseite), Kugler Clemens, Frank Alfred, Steiner Karl (Glas siehe Vorseite), Stäb Franz, Bertsch Anton, Stauch Peter, Richt Ernst und Dehn Wilhelm. Möge dies eine Anregung sein für ferneren guten Besuch der Proben.
Erwähnenswert ist noch, dass der allseits opferbereite Dirigent ein Lied gestiftet hat. Ebenso wurde eins gestiftet von Bäckermeister Josef Hirsch. Ein trauriger Anlass, bei dem der Verein in Tätigkeit zu treten hatte, war die Beerdigung des jederzeit eifrigen Mitglieds, des Fabrikanten Gustav Ebert (Inhaber der Flehinger Sägemühle).
Möge uns im neuen Jahr ein guter Stern unser Vereins-Schiff begleiten und mögen doch sehr beherzigt werden die Worte:
Fest wie Eisen, fest wie Stahl,
Sei die Einigkeit, die uns bindet,
Hell erkling das deutsche Lied,
Das zum Herzen Eingang findet.
Aufgestellt
Flehingen, am 29. Januar 1933
F. Stäb, Vorstand
Zeitsplitter 1932
Arbeitslosen Sängern wird der Mitgliedsbeitrag erlassen.