am 23. Juni

Wäldlesfest

Festbuch

100 Jahre MGV

Weihnachtsfeiern und Abendveranstaltungen

Fast alle Jahre wieder gibt es beim MGV eine Weihnachtsfeier oder auch, wie es in den 20er Jahren heißt, eine Abendunterhaltung. Bereits am 1. Januar 1922 hebt sich zum ersten Mal der Vorhang für die Theaterspieler des Vereins. Denn außer dem Chorgesang und Solisteneinlagen gehören auch Theaterstücke zum festen Repertoire. Darauf ist man stolz, ist es doch eine hervorragende Möglichkeit die Außenwirkung des Vereins zu stärken. Und wenn man wegen schlechter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf so manche Veranstaltung verzichteten muss, für eine Abendunterhaltung findet sich dennoch ein Platz im Vereinskalender.

So heißt es 1923:

„Mit Rücksicht auf die schlechte Zeit wurde von Festlichkeiten im Verein abgesehen; nur am Schluss des Jahres wurde eine Abendunterhaltung veranstaltet, wobei der Saal bis auf den letzten Stehplatz gefüllt war. Durch äußerst gelungene Theateraufführungen und herzlich gebotene Chöre fand jeder Teilnehmer seine Befriedigung, was nicht minder dazu beitrug, den Verein in seinem Ansehen zu stählen.“

Die Nachfrage der Flehinger nach derlei Unterhaltung ist wohl groß. Denn schon bald werden die Abendprogramme gleich zweimal durchgeführt. Dabei ist der erste Abend für Vereinsmitglieder, inklusive einer weiblichen Begleitung, vorbehalten. Am zweiten Abend dürfen dann auch Nichtmitglieder das Unterhaltungsprogramm des MGV genießen. Veranstaltungsort ist entweder der Adlersaal oder im Erziehungsheim Schloss Flehingen die sogenannte Anstaltsturnhalle in der heute Küche und Speisesaal untergebracht sind. „Am zweiten Weihnachtstag 1928 und am 6.Januar 1929 wurde eine Abendunterhaltung veranstaltet, die beide einen solchen Verlauf nahmen, dass sich jeder Beteiligte derer angenehm erinnern wird.“

Zu Beginn der 30er Jahre gibt es allerdings die erste Krise. Weihnachtsfeiern müssen ohne das obligatorische Theaterstück auskommen und auch auf eine Gabenverlosung wird wegen der schlechten Zeiten ganz verzichtet.

1933 fällt die Weihnachtsfeier ersatzlos aus:

„Man bereitet eine Weihnachtsfeier vor, die aber leider aus allerhand Schwierigkeiten nicht veranstaltet wurde.“ Auch in den darauffolgenden Jahren bis zu Beginn des 2. Weltkriegs sind keine Weihnachtsfeiern in den Vereinsprotokollen verzeichnet.

1947 ist es dann wieder einmal soweit. Mitglieder und Freunde des Männergesangvereins treffen sich wieder zu einer gemeinsamen Weihnachtsfeier. Das für diesen Abend vorbereitete Theaterstück trägt den Titel „Teure Heimat“.

1948 werden unter der Leitung von Karl Lingenfelser gleich zwei Stücke einstudiert („Die Christrosen“ und „Der Weihnachtsfund“). Nach dem Programm gibt es sogar Tanzmusik mit der Kapelle Steidle.

Nur mit der Gabenverlosung tut man sich in diesem Jahr der Währungsreform schwer:

„Durch die neue Währung im Juni 1948 steht der Verein schlecht bei Kasse. So wurde es jedem aktiven sowie passiven Mitglied ans Herz gelegt, durch freiwillige Spenden aller Art mitzuhelfen, um die Gabenverlosung praktisch auszugestalten. Der Vorstand ermahnte nochmal jeden der Ausschussmitglieder, sein Möglichstes zu tun, damit gute und billige und zugleich praktische Gegenstände auf den Gabentisch kommen, damit die Verlosung auch ihren Zweck erfüllt.“

Doch davon ungetrübt sind beide Abende ein voller Erfolg.

Diese Praxis des Einsammelns von Gaben für den Lostisch der Weihnachst-/Familienfeiern sollte sich, ebenso wie die Veranstaltung selbst, bei der Flehinger Sängerfamilie noch viele Jahrzehnte halten, bis schließlich auch diese Tradition abgelöst wurde.

 

Peter Lingenfelser

き Kipfmüller Medien