Nachfolgend nun die Vereinschronik ab dem Jahr 1962; in diesem Jahr übernahm, nach dem Unfalltod des 1. Vorsitzenden Jakob Schmidt, Bertold Augenstein das Amt des 1. Vorsitzenden und hat diese Chronik anlässlich des 75-jährigen Jubiläums in der Festschrift 1996 niedergeschrieben.
Bertold Augenstein wurde 1962 zum Nachfolger von Jakob Schmidt gewählt. Er leitete den Verein 32 Jahre bis 1994. Gleichzeitig war Augenstein während seiner Vorstandszeit auch 21 Jahre Vorsitzender des „Sängerkreises Kraichgau“, was den Verein manchmal etwas mehr forderte, aber was sich auch fruchtbar und fördernd auswirkte. Im Jahre 1969 übernahm Josef Weiland den Dirigentenstab von Otto Müller, der aus gesundheitlichen Gründen die ihm lieb gewordenen Gesangvereine in Zaisenhausen und Flehingen aufgeben musste. Seinen Sickinger „Cäcilienchor“ konnte er noch eine Zeit leiten.
Josef Weiland war mit Unterstützung des Vorstands erfolgreich bemüht, die Sänger auch mit dem modernen Liedgut vertraut zu machen. Dabei wurde aber das gute alte Liedgut, vor allem das Volkslied in ungekünstelten Sätzen, weiter gepflegt. Das 50-jährige Bestehen konnte im Jahre 1971 glanzvoll gefeiert werden. Fast alle Kraichgauvereine waren vertreten, obwohl Flehingen wegen der Mühlbacher Konkurrenz und trotz dieses echten Jubiläums offiziell das Kraichgausängerfest nicht zugesprochen bekam. Die zweite Vereinsfahne wurde bei einem ebenso schönen Sängerfest 1976 geweiht. Der Verein war sich stets seiner kulturellen und gesellschaftlichen Aufgabe bewusst.
Schließlich ging vom Vorstand Augenstein auch die Initiative zur Gründung der „Interessengemeinschaft Flehinger Vereine“ aus.
Die Zusammenarbeit der örtlichen Vereine zeigte ihren ersten großen Erfolg bei der 1200-Jahrfeier in Flehingen im Jahre 1979.
Darauffolgend aber auch bei den Straßenfesten und bei vielen örtlichen Veranstaltungen. Der MGV „Einigkeit“ bringt seinen Beitrag immer und gerne. Aber auch überörtliche Verbindungen zu umliegenden befreundeten Vereinen, dem Patenverein Böchingen / Pfalz, neuerdings auch mit dem Gesangverein in Wittendorf, werden gepflegt und mit großer Sorgfalt vorbereitet. Die Beteiligung der Sänger bei allen Auftritten wird schon seit Jahren in allen Jahresberichten lobend hervorgehoben. Im Jubiläumsjahr konnte der MGV seine 34. Faschingssitzung zelebrieren (darüber an anderer Stelle mehr).
Ein besonderer Glücksfall für den Verein war die Verpflichtung des damaligen Bezirkskantors des Ev. Dekanats Bretten Ernst Daubenberger im Jahre 1989. Josef Weiland hatte um die Jahreswende 1988/89 sein Dirigentenamt hier aufgegeben. Ernst Daubenberger war aufgrund seines hervorragenden musikalischen Könnens und erfolgreichen Wirkens für den neuzeitlichen Chorgesang in jener Zeit schon lange Jahre Kreischorleiter des Sängerkreises „Kraichgau“. Er übernahm den Verein zunächst nur „auf Probe“, da er erst erfahren wollte, ob sich die Sänger seiner Auffassung vom guten und werkgetreuen Singen öffnen können. Seine professionelle Arbeit trägt zweifellos Früchte: Der Chorklang konnte in allen Belangen und chorischen Kriterien in den letzten Jahren den neuzeitlichen Anforderungen angemessen, verbessert werden, und Daubenberger lässt nicht nach, die Singstunden nach strengen Kriterien aufzubauen, immer wieder sich einschleichende Nachlässigkeiten und Fehler anzugehen und jeden Auftritt, auch jedes Ständchen, gründlichst vorzubereiten. Dabei sind die Übungsstunden immer interessant und danach wird auch die Geselligkeit nicht vernachlässigt.
Freilich ist auch beim Flehinger Männerchor unübersehbar, dass die sog. „Alterspyramide‘‘ nach oben sich verbreitert. Doch seit einigen Jahren kann der Verein auch auf eine Gruppe jüngerer Sänger bauen, die stets bereit sind, das Vereinsleben aktiv mitzugestalten. Der Zusammenklang der Chöre „Einigkeit“ Flehingen und „Sängerbund“ Sulzfeld (der andere Chor desselben Dirigenten) macht bei Konzerten und größeren Auftritten auch den Vorstoß in schwierigere Literatur möglich. Inzwischen hat sich aus den zwei Vereinen auch ein kleiner Chor jüngerer Sänger gebildet, der mit Ernst Daubenberger auch besondere Auftritte auf sein Programm setzen kann, der sog. „Kleine Chor“.
Im Jahre 1994 ging das Amt des 1. Vorstands von Bertold Augenstein auf Winfried Schäfer über; Augenstein wurde in der Jahreshauptversammlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Winfried Schäfer war kein Neuling, der da erstmals in die Vorstandsriege einrückte. Er war schon mehrere Jahre Schriftführer des Vereins und zehn Jahre lang dessen 2. Vorsitzender. Seine frische, zupackende und humorvolle Art wird von den Männern gut angenommen.
Er hat auch einen guten Draht zur Jugend und moderiert bereits seit 1988 den MGV-Fasching.
Seine Vorbereitungen und Reisebegleitungen der großen Vereinsausflüge (alle zwei Jahre) waren schon in den letzten Jahren als „Entlaster“ des 1. Vorstandes von besonderer Qualität.
Vergessen soll aber nicht sein das glanzvolle Sängerfest zum 100-jährigen Jubiläum des Kraichgausängerbundes im Sommer 1988. Ganz Flehingen feierte mit, ein bunter Festzug, mitgestaltet von allen Flehinger Vereinen, ein hochstehendes Festprogramm mit einer Ansprache des Präsidenten des Badischen Sängerbundes Albrecht Münch gab diesem Kraichgausängerfest der „Extra – Klasse“ einen besonderen Rahmen.
Unser MGV „Einigkeit” erntete für die Organisation und Durchführung jenes zusätzlichen Kraichgausängerfestes viel Lob von allen Verantwortlichen der Sängerbewegung im Kraichgau. So soll auch der 108. Kraichgausängertag, eingebettet in das 75-jährige Jubiläum des Männergesangvereins „Einigkeit“ Flehingen e. V. wieder ein schönes Fest werden.
Die Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr sollen die Bereitschaft des Vereins signalisieren auch weiterhin das kulturelle und gesellschaftliche Leben in unserem Ort mitgestalten zu wollen. Es ist nur zu wünschen, dass dies alles auch anziehend für den Chorgesang wirkt und der Verein mit neuen Aktiven verstärkt werden kann.
Bertold Augenstein